Ausblick 2021/2022

RTIC – eine neue Applikation für die INTRASTAT-Meldung
SIMSTAT/FRIBS – Intra-EU Handelsbestimmungen

Der Weg in Richtung SIMSTAT/FRIBS – den Intra-EU Handelsbestimmungen (SIMSTAT, Single Market Statistics) in der zukünftigen EU-Rahmenverordnung über Unternehmensstatistiken (FRIBS, Framework Regulation Integrating Business Statistics) – wird erhebungsbezogene Änderungen für Melder mit sich bringen.

Mit FRIBS soll durch den Rat und das Europäische Parlament eine EU-Rahmenver -ordnung verabschiedet werden, mit dem Ziel ab 2021 neun Unternehmensstatistiken künftig integriert, harmonisiert, vereinfacht sowie flexibler für den Anmelder gestalten zu können.
Mit SIMSTAT gewinnt das Konzept eines Single Flow System (Einstromverfahren) an Bedeutung. Das Single Flow System zur Erstellung der innergemeinschaftlichen Warenverkehre sieht den Umstieg von der bisherigen Erfassung beider Handelsrichtungen in allen EU-Mitgliedstaaten auf die Erfassung nur mehr einer Warenstromrichtung (der um die Empfänger angereicherten Warenversendungen) und die Substitution der anderen Verkehrsrichtung (Wareneingänge) durch ausgetauschte spiegelbildliche Versendungsdaten der übrigen Mitgliedstaaten vor.

Ausblick auf das Berichtsjahr 2022 – FRIBS

Durch die Einführung der neuen EU-Rahmenverordnung über Unternehmensstatistiken, FRIBS (Framework Regulation Integrating Business Statistics), wird es auch bei der INTRASTAT-Erhebung ab 2022 zu Änderungen für meldepflichtige Wirtschaftsbeteiligte kommen. Dazu zählt auf inhaltlicher Ebene die Einführung zweier neuer Variablen (UID-Nr. des Empfängers im Be-stimmungsmitgliedstaat – „Partner-ID“ sowie Ursprungsland) bei den intra-EU Exporten.
Auf meldetechnischer Ebene wird ab der Gültigkeit der Außenhandelsbestimmungen durch FRIBS im Berichtsjahr 2022, RTIC (Reporting Tool Intra Collect) die einzige technische Schnittstelle zur Abgabe der INTRASTAT-Meldung.

Allgemeine Informationen zu FRIBS, wie z.B. ein fachspezifischer Artikel in den Statistischen Nachrichten mit Information zu Implikationen für die Außenhandelsstatistik werden bereits auf den Webpages angeboten.

Mit RTIC – Während die grundlegenden Funktionen von RTIC bereits aus dem vorherigen Online Meldetool übernommen wurden, bringt auch die Einführung der RTIC Software-Applikation einige Neuerungen, wobei insbesondere für ihr Unternehmen auf folgende Punkte hingewiesen wird:

a) Die Meldebestätigung mit Wirkung ab 01.01.2021
Es ist zu beachten, dass die überspielte Meldung zwecks Kontrolle erst ungefähr 14 Tage nach Übermittlung im RTIC-Portal von Statistik Austria angezeigt wird. Die Meldeeingaben werden aber wie bisher weiter im Meldetool von „Intrastat-Büroservice“ gespeichert. Ab 01.01.2021 entfällt die bisher übermittelte Meldebestätigung an ihr Unternehmen und es gilt dann die Rechnung von „Intrastat – Büroservice“, als Meldebestätigung.

b) Hinweis Versandmeldungen mit Wirkung ab 01.01.2022
Ab der Gültigkeit der Intra-EU Handelsbestimmungen (SIMSTAT) in der zukünftigen EU-Rahmenverordnung über Unternehmensstatistiken (FRIBS) müssen im Intra-EU-Export die Variablen Ursprungsland und Empfänger-UID gemeldet werden. D.h. zu jeder Lieferung und zu jedem Abnehmer ist das Ursprungsland und die Empfänger-UID anzumelden.

„INTRASTAT – BÜROSERVICE, möchte Sie rechtzeitig darauf vorbereiten und als Auskunftspflichtigen zu erforderlichen Anpassungsarbeiten speziell unter „Punkt b) Versandmeldungen“, unterstützen. Die Meldedaten im RTIC-Meldetool wurden bereits im laufenden Jahr von Intrastat-Büroservice, für ihr Unternehmen angepasst. Ihre Meldungen werden bereits im RTIC-Portal an die Statistik Austria überspielt und ist für sie als Auskunftspflichtiger nichts weiter zu unternehmen. Für weitere Detailfragen (zB. Brexit u. Intra-Meldepflicht) steht Ihnen der Unterzeichner wie gewohnt jederzeit gerne zur Verfügung. Beachten sie die Einsendefristen der Datenlieferung an die Statistik Austria für die laufenden Berichtsmonate (=10. Arbeitstag des Folgemonats)!

Die geplante Europäische Rahmenverordnung für Unternehmensstatistiken – FRIBS

Die detaillierten Vorgaben für das neu im Rahmen von FRIBS aufzusetzende, modernisierte System der Intra-EU-Handelsstatistik mit Gütern aufgrund der Schlussfolgerungen aus den genannten ESS.VIPs sind folgende:

• Es ist eine Reduktion der Gesamtbelastung (overall response burden) im Zusammenhang mit Intra EU Trade Statistics von zumindest 25% zu erreichen. Zu berücksichtigen bei dieser Vorgabe ist jedenfalls, dass sie sich explizit auf die Gesamtbelastung für die Auskunftspflichtigen in Summe bezieht und nicht linear auf einzelne Auskunftspflichtige anzuwenden ist. Für unterschiedliche Gruppen von Auskunftspflichtigen können die Entlastungseffekte größer sein, es kann für einzelne Gruppen von Auskunftspflichtigen aber auch zu geringeren Entlastungseffekten bzw. auch zu Mehrbelastungen kommen. Solange die Reduktion der Gesamtbelastung zumindest 25% gegenüber dem gegenwärtigen System beträgt, gilt die Vorgabe jedenfalls als erfüllt.

• Das modernisierte System soll ein fundiertes Qualitätsniveau entsprechend den Bedürfnissen der Stakeholder (z.B. User und Respondenten) sicherstellen,

• entsprechende Flexibilität in der Verwendung von Datenquellen und Berechnungsmethoden erlauben und

• die Außenhandelsstatistik auch für die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Globalisierung vorbereiten. Die Schlüsselelemente des angestrebten, modernisierten Systems wären dabei:

• Harmonisierter Statistischer Output: Es werden monatliche Statistiken für beide Warenstromrichtungen, gegliedert nach Produkten und Partnerländern, wie bisher erstellt.

• Multiple Datenquellen: Die Verwendung multipler Datenquellen ist zulässig und willkommen, soweit strikte Qualitätsanforderungen erfüllt werden.

• Schaffung einer zusätzlichen Datenquelle: Verpflichtender Austausch von Mikro-daten über Intra-EU-Exporte zwischen den Mitgliedstaaten und die Freiwilligkeit für die Mitgliedstaaten, diese Quelle für die Kompilierung ihrer Intra – EU-Importe (oder auch andere Zwecke, wie etwa Qualitätssicherung) zu nutzen.

• Innovative und flexible statistische Methoden (unterliegen ebenso strikten Qualitäts- anforderungen).

• Modernisierung durch Evaluierung: Drei bis fünf Jahre nach Inkrafttreten der relevanten Rechtsvorschriften sind die Auswirkungen der Modernisierungsschritte zu überprüfen.

Da den Mitgliedstaaten zukünftig die Nutzung empfangener Mikrodaten für die Kompilierung der Intra-EU-Importe freigestellt ist, wird im FRIBS-Entwurf auf der Intra-EU-Einfuhrseite kein Mindestabdeckungsgrad für Primärdaten mehr ausgewiesen.

Nach Implementierung und einer mehrjährigen Übergangszeit kann unter der Voraussetzung der hinreichenden Qualität und zeitgerechten Verfügbarkeit der Mikrodaten der Partnermitgliedstaaten sowie der Entwicklung zuverlässiger Modell-
rechnungsverfahren auf eine primäre Erhebung der eigenen Intra-EU-Importe verzichtet werden, wodurch jene Unternehmen, die gegenwärtig nur für Intra-EU-Importe meldepflichtig sind (in Österreich rd. 50% der Auskunftspflichtigen) zur Gänze entlastet werden und jene, die für beide Verkehrsrichtungen meldepflichtig sind (in Österreich rd. 35%) zumindest hinsichtlich der Meldung der Importseite entlastet werden. Bisherige Erfahrungen zeigten, dass die Meldung der Intra-EU-Importseite für Auskunftspflichtige schwieriger ist als die der Exportseite. Intra-EU-Exportdaten weisen zudem eine höhere und umfangreichere Qualität als Intra-EU-Importdaten auf.

Grundsätzlich sollte aus österreichischer Sicht das langfristige Ziel die 100%-ige Realisierung dieses Systems sein (Full Scale SIMSTAT Systems); dieses entspricht in seinen prinzipiellen Zügen dem österreichischen Vorschlag eines Qualifizierten Single-Flow-Systems aus 2006 (vgl. Statistische Nachrichten, 3/2007).

Die Umsetzung soll schrittweise erfolgen jedoch kann zum heutigen Zeitpunkt noch kein verbindlicher Termin zur Implementierung von SIMSTAT genannt werden.

Abschließend wäre zu sagen, dass das angestrebte modernisierte System, unabhängig davon, ob es sich bei der finalen Ausbaustufe in den Mitgliedstaaten um ein Full Scale oder Partial SIMSTAT System handelt, durch eine starke Abhängigkeit
von der zeitlichen und inhaltlichen Qualität der Mikrodaten über Intra-EU-Exporte aller Mitgliedstaaten gekennzeichnet ist, was eine enorme Verantwortung für die statistischen Behörden aller Mitgliedstaaten bedingt („the sender is in charge“) und im Gegensatz zu anderen FRIBS-Elementen hier eine eindeutige Input-Harmonisierung in Bezug auf die auszutauschenden Daten über Intra-EU-Exporte voraussetzt. Ohne qualitativ hochwertige, zeitgerecht verfügbare und harmonisierte Mikrodaten über Intra-EU-Exporte, die insbesondere auch die beiden zusätzlich zu erhebenden Variablen enthalten, wird die angestrebte Respondentenentlastung nicht erreichbar sein.

Mit besten Grüßen von Ihrem
Intrastat – Büroservice
Hermann Hönigschmid